• Angeli, W.: Erklären und Verstehen - die Frage einer archäologischen Hermeneutik. p. 1-22
    Verwendung und Bedeutungswandel der Termini „Erklären“ und „Verstehen“ werden von DROYSEN und DILTHEY bis HEIDEGGER und GADAMER mit Blickrichtung auf die Interpretationsmöglichkeiten in der prähistorischen Archäologie dargestellt.

    Abstract
    The use and semantic change of the terms „explain“ and „understand“ are being discussed from DROYSEN and DILTHEY to HEIDEGGER and GADAMER in view of interpretation possibilities in prehistoric archaeology.
  • Antl-Weiser, W.: Paläolithischer Schmuck von der Gravettienfundstelle Grub/Kranawetberg bei Stillfried, Niederösterreich. p. 23-41
    Der folgende Beitrag stellt ein reichhaltiges Knochenschmuckensemble von einem Lagerplatz des Gravettien aus Grub/Kranawetberg bei Stillfried vor. Der Fundplatz liegt im Nordosten Niederösterreichs an der March. Derzeit kann man zwei Aktivitätszonen unterscheiden, deren Gleichzeitigkeit noch geprüft werden muß: a) ein sekundärer Zerlegungsplatz mit großen Teilen von Mammut, Nashorn und Zähnen von Wildpferd und Riesenhirsch und b) eine Behausung mit einer mehrphasig genützten Feuerstelle. Im Bereich der Behausung wurden bisher neben einer reichen Steinindustrie 49 Knochenperlen2 und Perlenbruchstücke freigelegt. Trotz besonders zahlreicher Ähnlichkeiten mit dem Gravettienschmuck aus südmährischen und osteuropäischen Fundstellen handelt es sich durchwegs um Typen, die im gesamten europäischen Jungpaläolithikum verbreitet sind.

    Abstract
    This contribution presents a large assemblage of bone beads from the Gravettian site Grub/Kranawetberg near Stillfried in the March Valley of northeast Lower Austria. At present we can distinguish two different activity areas at this site: a) a region of advanced butchering with large remains of mammoth and rhino and some teeth of wild horse and giant deer and b) a dwelling with a hearth which shows that the site was used repeatedly. In this second area we found 49 bone beads and fragments of beads in addition to an interesting stone industry. Although they are especially similar to Gravettian beads from sites in Southern Moravia and Eastern Europe, all types occur regularly throughout the Upper Paleolithic of Europe.

    Resumée
    La contribution suivante présente un ensemble de parure tres riche provenant du site gravettien de Grub/Kranawetberg pres de Stillfried au nordest de la Basse Autriche dans la vallée de la Morava. Jusqu’ a maintenant on peut distinguer deux zones des activités differentes pas necessairement contemporaines: a) une place de découpage secondaire avec des grands parties de mammuth et de rhinoceros, et quelques pieces du cheval et du cerf géant, b) une habitation et un foyer temoignant une utlilisation répétée. Jusqu’ a maintenant on y trouvait - a part d’ une industrie de silex nombreuse - 49 perles en os et des fragments de perles. Malgré beaucoup de similarités avec la parure des sites gravetiennes de la Moravie du Sud et de l’ Est de l’ Europe tous les types sont généralement repandues au Paléolithique Supérieur de l’ Europe entier.
  • Ruttkay, E.: Ein Rechteckbeil aus Œwieciechów-Flint von Schiltingeramt, VB Krems, Niederösterreich. p. 43-55
    Ein Œwieciechów-Rechteckbeil, ein Einzelfund, wird diskutiert. Es stammt aus der Umgebung von Krems, aus dem südöstlichen Waldviertel. Sein Silexmaterial bestimmt deutlich sein Ursprungsgebiet in Kleinpolen am Oberlauf der Weichsel. Von hier aus muß es als Fertigprodukt auf seine Fundstelle, auf das Gemeindegebiet von Schiltingeramt, gelangt sein. Bei zwei neolithischen Kulturgruppen in Kleinpolen wurden Rechteckbeile in bedeutendem Umfang aus Œwieciechów-Flint hergestellt: in der Trichterbecherkultur und in der Schnurkeramischen Kultur. Die weiträumige Verwendung des genannten Feuersteines fällt in die Zeit der ersteren Kultur, das typologische Bild entspricht aber den Beilen der Schnurkeramischen Kultur. Da es sich um einen Einzelfund handelt, konnte dieser Import nicht definitiv mit einer der spätneolithischen Kulturen in Niederösterreich verbunden werden.

    Abstract
    In this article an ax with rectangular section, type Œwieciechów - a single find from the surroundings of Krems in the southeastern Waldviertel - is being discussed. According to its raw material it stems from Little Poland at the upper course of the Vistula. The ax from Schiltingeramt near Krems can be regarded as an import from that region. Similar axes of the same material have been produced in Little Poland during the funnel beaker and corded ware period. The use of that sort of flint was wide spread during the funnel beaker period but the type of ax is typical for the corded ware. As the piece is a single find this import cannot be connected with one of the late neolithic cultures in Lower Austria at that period.
  • Seemann, R.: Bemerkungen zum Rechteckbeil von Schiltingeramt, VB Krems, Niederösterreich, im Museum Langenlois. p. 55-55
    Das vorliegende Steinbeil (Fundort Schiltingeramt, Museum Langenlois, Inv. Nr. 96 /2917/) ist aus Feuerstein (Silex) gearbeitet. Es hat eine hellbraune Farbe und weist markante, mehr oder minder regelmäßig verteilte hellere Flecken auf. Die Form der 1-3 mm großen Flecken ist gelegentlich hypidiomorph, das heißt, sie zeigen zum Teil Formen ehemaliger leistenförmiger Kristalle, die aber durch chemische (diagenetische) Umsetzungen während der Rekristallisation der Silex-Knollen in der Kalkmatrix ebenfalls in kieselige Substanz umgewandelt wurden (Pseudomorphisierung). Im Zuge dieser Umsetzung ist in diesen Flecken auch etwas Calcit (aus der Matrix) und Opal (amorphe Kieselsäure aus den Silex-Knollen) angereichert. Im Gegensatz zu den sonst weltweit ähnlich aussehenden Silices, die kaum Hinweise auf die örtliche Herkunft des Rohmaterials zulassen, ist das für das gegenständliche Steingerät benutzte Ausgangsmaterial so charakteristisch, daß hier gute Hoffnung gegeben war, auch den tatsächlichen Fundort ausfindig zu machen und damit Hinweise auf die damaligen Handelswege zu bekommen. Über einen dafür passenden urgeschichtlichen Fundstellenkomplex wurde von J. BALCER (1980) berichtet. Es handelt sich um Feuersteingewinnungsgruben, die im heutigen Polen, im Gebiet von Œwieciechów-Lasek, im Ost-£ysogóry-Gebiet an der Mittelweichsel liegen. Das Vorkommen dieses Œwieciechówer Feuersteines befindet sich im´L´ ysogóry-Gebiet - in Kreidekalken des Unterturons, im äußersten Osten der dortigen mesozoischen Sedimentfolgen. In den silexreichen Kalkbänken lassen sich zwei Feuersteinarten unterscheiden: eine schwarze und eine graue, fleckig weiß-punktierte. Speziell der fleckig weißpunktierte Typ wurde wegen seiner guten Bearbeitbarkeit und Qualität in der Vorgeschichte gerne als Rohmaterial für Steingeräte genutzt. Dieser stimmt so perfekt mit dem Silexfund von Schiltingeramt überein (s. Abb. 3), daß hier mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, daß dieses Werkzeug aus dem heutigen Œwieciechówer Bereich importiert wurde.
  • Kern, A.: Ein neues Schlachtmesser aus dem Hallstätter Gräberfeld. p. 57-67
    In dem reich ausgestatteten Kriegergrab Nr. 13 der Grabungssaison 1995 kam neben einem eisernen Hallstattschwert, zwei Lappenbeilen aus Bronze, 27 Pfeilspitzen und weiteren Beigaben auch ein aus einem Geweihknochen gearbeiteter Griff eines großen Fleischmessers aus Eisen zutage. Die Grabsitte, große Fleisch- bzw. Tranchiermesser mitzugeben, beginnt in der Stufe HaC und ist anfangs seltener anzutreffen. Häufiger begegnen wir diesem Brauchtum in der Stufe HaD und in der Frühlatenezeit, wo acht Bestattungen des Hallstätter Gräberfeldes mit sog. „Hau-/Hiebmessern“, wie sie in der älteren Literatur genannt werden, ausgestattet sind. Schwierig gestaltet sich die typologische Einordnung des neugefundenen Messers, da im Gegensatz zu den meisten aufgefundenen Exemplaren in diesem Fall nur der Griff mit einem sehr kurzen Klingenansatz vorhanden ist, während die charakterisierende Klingenform wegen einer rezenten Störung im Grabbereich nicht erhalten blieb.

    Abstract
    Grave 13, a richly furnished warrior´s grave from excavation 1995 in Hallstatt´s prehistoric cemetery showed an antler-made grip of a large iron butcher´s knife which was found together with an ironmade Hallstattsword, two end wing axes of bronze, 27 arrowheads of bronze, iron and bone as well as other gravegoods. Starting in period HaC the custom to supply burials with butcher´s knives is rather a rare tradition, but in period HaD and early La Tene it is wide-spread in Middle Europe and we can find eight graves with these knives in the later Hallstatt cemetery. The missing knife-blade complicates the knife´s typological classifying because in most cases more blades than grips were preserved.
  • Stadler, P.: Aktueller Stand der Absolutdatierung der verschiedenen Gruppen des urgeschichtlichen Bergbaus und eines Blockbaus in Hallstatt aufgrund von 14C-Daten. p. 69-80
    Sechzehn neue 14C-Daten geben Anlaß, die absolutchronologische Stellung der verschiedenen Bergwerksgruppen im Hallstätter Salzberg neu zu überdenken. Diese, wie schon einige früher bestimmte, Daten zeigen, daß Teile des Salzbergwerkes viel älter als bisher angenommen sind. Mit immer größer werdender Sicherheit kann man den Beginn des Bergbaus in der Nordgruppe bereits um 1400 v. Chr., also in der Mittelbronzezeit, ansetzen. Von da ab ist mit einer kontinuierlichen Ausbeutung der Salzlagerstätten in der Hallstatt- und Latenezeit, bis vielleicht in das 3. nachchristliche Jahrhundert, zu rechnen.

    Abstract
    Sixteen new radiocarbon dates give reason to reconsider the absolute chronological position of the different groups of mines within the Hallstatt salt mine. These dates like some previous ones show that parts of the salt mine are much older than so far supposed. With ever-increasing certainty the outset of mining within the Northern Group can be dated to the Middle Bronze Age about 1400 BC. Hence a continuity of using the mine during the Hallstatt and La Tene period perhaps until the 3rd century AD has to be taken into consideration.
  • Holzer, V.: Sechs späthallstatt-/frühlatenezeitliche Glasperlen aus Vicenice, Böhmen. p. 81-96
    Sechs große gelbe Noppenperlen mit blau-weißer Schichtaugenverzierung wurden erstmals einer genaueren Untersuchung unterzogen. Die Perlen wurden nach der sogenannten „Wickelmethode“ hergestellt, die gelben Noppen aufgetupft und das weiße und blaue Glas der Augen aufgetropft. Die Glasanalyse mittels Energiedispersiver Röntgenfluoreszenzanalyse ergab, daß die gelbe Färbung durch Zugabe von Blei und Antimon bzw. Blei- und Antimonoxid, die Blaufärbung durch Kupfer(oxid) oder Kobalt(oxid), die weiße Farbe dagegen durch das Fehlen färbender Elemente erreicht wurde. Auffallend ist das Fehlen von Natrium in den Analysedaten der gelben Glasmasse.

    Abstract
    Six exceptionally large, opaque yellow glass beads, each with a row of blue and white eye motifs surrounded by multiple knobs have been submitted to a detailed analysis for the first time. The beads are produced in corewinding technique, then the yellow knobs and drops of white and blue glass of the eye motifs were applied to the beads. The Energy dispersive X-Ray Fluorescence (EDXRF) Analysis showed that the yellow colour has been achieved by adding lead and antimony or lead and antimony oxides, the blue colour by copper oxide or cobalt oxide and white by leaving out all colouring elements. The analyses further demonstrate the absence of natrium within the yellow glass paste.
  • Heinrich, A.: Ostslavische Grabfunde in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums. p. 97-118
    Die Prähistorische Abteilung ist reich an archäologischem Material aus dem ehemaligen Russischen Reich. Neben der bekannten Kaukasus-Sammlung besitzt sie auch bisher kaum beachtete Funde aus verschiedenen anderen Landesteilen. Mit diesem Beitrag werden zwei Komplexe aus Kurganen der Umgebung von Moskau vorgestellt. Diese Grabbeigaben - hauptsächlich Schmuckstücke - werden dem ostslavischen Stamm der Vjatièen zugeschrieben und in die zweite Hälfte des 12. bis erste Hälfte des 13. Jh. datiert. Es ist dies die Zeit zwischen dem Zerfall der Kiever Rus’ und dem Einfall der Mongolen.

    Abstract
    The Prehistoric Department houses a rich archaeological material from the former Russian Empire. Apart from the wellknown caucasian collection the assemblage comprises finds from several parts of the country hardly noticed so far. In this contribution two assemblages from kurgans from the vicinity of Moskow are presented. These grave furnishings, mainly ornaments, are attributed to an eastern slavic tribe called Vjatièen and date to first half of the 12th until the first half of the 13th century, which is the period between the fall of the Rus’ in Kiev and the mongolian invasion.
  • Summesberger, H., B. Jurkovšek & T. Kolar-Jurkovšek: Upper jaws of Placenticeratidae from the Karst Plateau (Upper Cretaceous, Slovenia). p. 119-122
    Presumable upper jaws of the Placenticeratidae (Ammonitina) are described from the Campanian (Late Cretaceous) Tomaj Limestone of the Komen-Trieste Plateau of the Slovenian Karst.

    Zusammenfassung
    Die vermutlichen Oberkiefer von Placenticeratiden aus dem Tomaj Kalk (Campan, Oberkreide) des Plateaus von Komen - Triest im Slowenischen Karst werden beschrieben.
  • Harzhauser, M.: Filling a Gap - Beaks and Hooks of Cenozoic Coleoids (Cephalopoda). p. 123-135
    For the first time fossil beaks and hooks of coleoids are described from the Badenian (Middle Miocene) of the Paratethys. Comparisons with Recent coleoids proved the cephalopod-nature of the remains, which are therefore indisputable evidence for post-Cretaceous coleoid beaks and hooks in the fossil record. The fossil beaks display good resemblance with the jaw-apparatus of sepiolids; similarities with beaks of loliginids and cranchiids are also discussed. The hooks derive from oegopsids and might represent an Onychoteuthidae.
    Keywords: Coleoidea, cephalopod beaks, oegopsid hooks, Badenian, Middle Miocene, Paratethys.

    Zusammenfassung
    Erstmals werden Kiefer und Haken känozoischer Coleoiden aus dem Mittelmiozän der Paratethys beschrieben. Vergleichstudien an rezenten Coleoiden bestätigten die Identifikation der Überreste, die somit den ersten, fossilen, post-kretazischen Nachweis dieser Coleoidenorgane ermöglichen. Die Kieferreste weisen gute Übereinstimmung mit denen rezenter Sepioliden auf; zusätzlich werden Ähnlichkeiten mit Kiefern von Loliginiden und Cranchiiden diskutiert. Die Haken stammen von Oegopsiden und dürften Onychoteuthiden zuzuordnen sein.
    Schlüsselwörter: Coleoidea, Cephalopodenkiefer, Oegopsidenhaken, Badenium, Mittelmiozän, Paratethys.
  • Lukeneder, A.: Acrothoracica-Bohrspuren an einem Belemnitenrostrum (Unterkreide, Obervalanginium; Oberösterreich). p. 137-143
    Acrothoracican burrows are recorded for the first time from the Schrambach Formation (Lower Cretaceous, Northern Calcareous Alps, Upper-Austria).

    Zusammenfassung
    Acrothoracica-Bohrspuren aus der Schrambach-Formation (Unterkreide; Nördliche Kalkalpen, Oberösterreich) werden erstmals vorgestellt.
    Schlüsselwörter: Unterkreide, Cirripedia, Bohrspuren, Palökologie.
  • Kroh, A. & M. Harzhauser: An Echinoderm Fauna from the Lower Miocene of Austria: Paleoecology and Implications for Central Paratethys Paleobiogeography. p. 145-191, 9 pls, 4 figs
    A Lower Miocene echinoid fauna from Lower Austria (Unternalb, Retz Formation) is reported. Ten taxa are described; among these, the genera Arbacina, Astropecten and Luidia are recorded for the first time from the Eggenburgian (corresponds to the Lower Burdigalian) of the Central Paratethys. An interpretation of the paleoecolgical requirements of the recorded taxa and of the paleo-environment of the investigation area is presented. The first occurrence of Arbacina in the late Eggenburgian of the Austrian Molasse Basin is clear evidence to faunal migrations from the Rhône Basin into the Central Paratethys via the alpine foredeep.
    Keywords: Echinodermata, Echinoidea, Arbacina-immigration, Paleobiogeography, Paleoecology, Austria, Unternalb, Lower Miocene, Eggenburgian, Retz Formation.

    Zusammenfassung
    Eine untermiozäne Echinodermaten Fauna aus Österreich (Unternalb, Retz Formation) wird vorgestellt. Zehn Taxa werden beschrieben, darunter können die Gattungen Arbacina, Astropecten and Luidia erstmals aus dem Eggenburgium der Zentralen Paratethys nachgewiesen werden. Eine Interpretation der Palökologie der beschriebenen Taxa und des Ablagerungsraumes wird vorgestellt. Das erste Erscheinen der Echinacea Gattung Arbacina im oberen Eggenburgium der Molasse wird als Hinweis für Migrationen aus dem Rhône Becken in die Zentrale Paratethys über die Alpenvortiefe gewertet.
    Schlüsselwörter: Echinodermata, Echinoidea, Arbacina-Einwanderung, Paläobiogeographie, Palökologie, Österreich, Unternalb, Untermiozän, Eggenburgium, Retz Formation.