• Kirchmayer, M. & M. Pick: Zweidimensionale Gefügeuntersuchungen an einer anpolierten Fläche des Leoville-Chondriten. p. 1-20, 1 pl., 11 figs
    In vielen Chondriten sind die Chondren mehr oder weniger deutlich gelängt. Oft zerschneiden dann noch Fissuren die Chondren, ja mitunter den gesamten Chondriten. Eine gefügekundliche Bearbeitung dieser Erscheinungen erlaubt eine genetische Erklärung. Der wohl bekannteste Chondrit, der solche gelängte Chondren zeigt, ist der C 3 V - Chondrit Leoville. Ein polierter Anschliff davon wird mit Hilfe des gefügekundlichen, von SCHMIDT eingeführten, Azimuth-Diagrammes und der Bucher-Hartmannschen Gefügeregel untersucht. Es können 4 Arten der „Deformation" unterschieden werden, und damit auch die früh-, eine mittel- und eine spät-paraakkretionäre Phase sowie eine postakkretionäre Phase. Die „Deformationsphasen", besser „Formungsphasen", können zwar nicht sofort bestimmten Prozessen bei der Bildung des Chondriten (z. B. Auflast, Streß-System) zugeordnet werden, wohl aber die sich aus den gefügekundlichen Meßwerten zwingend ableitbare unterschiedliche Setzung der Gefügekoordinaten. Die erhaltenen Ergebnisse wurden mit vorangegangenen, von anderer Seite unternommenen nichtgefügekundlichen Untersuchungen verglichen und für übereinstimmend befunden. Von einer größeren Reihe von mit der Bildanalyse erhaltenen zweidimensionalen Ergebnissen wurden jene hier hinzugenommen, die bezüglich der gefügekundlichen Tropie eine die Gefügekunde unterstützende Aussage besonders deutlich ablesen lassen. Der Leoville-Chondrit ist in den para-akkretionären Phasen durch Auflast (= Überlagerung) geformt oder deformiert worden, in der post-akkretionären Phase hingegen durch ein orthorhombisches Streß-System.

    Summary
    This is a pilot investigation of a chondrite by European-alpine-type fabric methods, applied to meteorite fabrics. We can recognize 4 kinds of deformations representing the early-para-, the middle-para- and the late-para-accretional phase, followed by the post-accretional phase. For chondrules and similarly deformed aggregates such deformation cycles follow each other without interruption. One large xenolith, however, shows the 1st and the 2nd type of deformation of an allochthonous provenance and joins the common deformation cycle as soon as the 1st and the 2nd types of the chondrule deformation has reached the xenolith fabric conditions. The whole chondrite consists of 6 petrographically different fabric elements, which show 7 different lineation types. Since the sample was not cut according to the fabric present and it was not possible to study the specimen, we only can discuss the deformation fabrics of chondrules and related objects from a 2-dimensional polished plane. The xenolith, showing allochthonous 1st type and 2nd type of deformation should be investigated by further studies, which would unveil an additional part of the fabric history of the Leoville-Chondrite. The chondrules of the Leoville-Chondrite show clearly a deformation by overburden. In the postaccretional phase the Leoville-chondrite has been fissured by an orthorhombic stress-system.
  • Brzobohaty, R.: Die untermiozäne Otolithenfauna von Maigen bei Eggenburg, Niederösterreich. p. 21-47, 3 pls, 4 figs, 2 tabs
    Aus der Sandgrube Stranzl in Maigen bei Eggenburg (Niederösterreich) werden 30 Otolithenarten beschrieben, unter denen die Gobiiden überwiegen. In den Basalen Peliten (20 Arten) und den Loibersdorfer Schichten (14 Arten) kommt eine ausgesprochen marine Otolithenfauna vor. Sie bezeugt ein Sedimentationsmilieu des sehr flachen Sublitorals, Bedingungen eines normal entwickelten Biotops, eines auch am Boden gut durchlüfteten Wassers, und ein sehr warmes, subtropisches Klima. Die Basalen Pelite dürften etwas tiefer als die Loibersdorfer Schichten abgelagert sein. Die Otolithen der Molter Schichten indizieren ein brackisches Milieu mit einer guten Verbindung mit dem offenen Meer. Die gesamte Fauna besteht aus atlantisch-mediterranen und kosmopolitischen Gattungen; indopazifische Formen sind selten, oligozäne Relikte sowie boreale Elemente treten nicht auf. Die mit dem lusitanischen Gebiet gemeinsamen Arten erfordern keine Interpretation der direkten marinen Verbindung zwischen der Paratethys und SW-Frankreich. Vom biostratigraphischen Standpunkt aus kann man für diese Otolithenfauna tieferes Untermiozän annehmen. Die paläogeographische und paläoklimatolor gische Analyse spricht für unteres Eggenburgien.

    Abstract
    The otolith fauna of the Stranzl Sandpit at Maigen near Eggenburg (Austria) consists of 30 species among which Gobiids are predominating. In the basal pelites (20 species) and the Loibersdorf beds (14 species) the fauna has a fully marin character pointing to conditions of shallow water sublitoral of a normal developed biotop, well oxydized water at the bottom as well as to the warm subtropic climate. The basal pelites could have been deposited in rather deeper environment than the "Loibersdorfer Schichten". The otoliths of the "Molter Schichten" indicate, on the other hand, the brackish environment with a good communication to the open sea. The fauna studied consists mainly of Atlantic-Mediterranean and cosmopolitan genera, Pacific elements are scarce and Oligocene relics as well as Boreal elements are absent. Species in common with SW France need not favour the direct marin connection of this region with Central Paratethys. From the biostratigraphical point of view the fish fauna compares to the older Early Miocene. The paleogeographic and paleoclimatic analysis speaks in favour of the Lower Eggenburgian age.
  • Mein, P.: Die Kleinsäugerfauna des Untermiozäns (Eggenburgien) von Maigen, NÖ. p. 49-58, 2 pls, 2 figs
    Aus marinen Seichtwasserablagerungen des tieferen Untermiozäns, Eggenburgien, der österreichischen Molassezone konnte eine stratigraphisch wichtige Kleinsäugerfauna beschrieben werden. Die Lokalität Maigen bei Eggenburg führt in den Molter- und Loibersdorfer Schichten eine reiche, charakteristische Molluskenfauna, die eine Korrelation der marinen Ablagerungen des tieferen Eggenburgien mit dem tieferen Burdigalien und der kontinentalen Wirbeltierzonierung zuläßt. Durch das Auftreten eines evoluierten M2 von Prolagus vasconiensis VIRET und von Ligerimys antiquuus FAHLBUSCH ließ sich die Kleinsäugerfauna in die Zone NM 3 einstufen. Da die Zahnmorphologie von Melissiodon dominons DEHM ursprünglicher zu sein scheint als in Wintershof-West, wird die Fauna in den älteren Teil dieser Zone, in NM 3a gestellt. Im faunistischen Vergleich ergeben sich ökologisch bedingte Unterschiede gegenüber Westeuropa. Während in Bayern und Österreich zu dieser Zeit Eucricetodon fehlt und Melissiodon häufig ist, tritt in Portugal und Frankreich (Estrepouy) Eucricetodon häufig auf. Außerdem sind in Westeuropa im Gegensatz zu Mitteleuropa die Gliriden häufiger als die Eomyiden.

    Résumé
    Des petits mammifères ont été recueillis dans les couches littorales molassiques de l'Eggenburgien dans la localité de Maigen pres d'Eggenburg. La Faune recueillie renferme sept especes: Amphiperatherium frequens, Prolagus vasconiensis, Heteroxerus vireti, Melissiodon dominans, Ligerimys antiquus, Ligerimys lophidens. La présence d'une M2 de Prolagus avec un troisième lobe bien développé indique un âge postérieur a celui de la faune de Laugnac. La morphologie des dents de Melissiodon dominans semble plus archaïque que celle de Wintershof-West. L'âge du site semble tres proche de celui d'Estrepouy et se place dans MN3a. Nous avons donc une corrélation de premier ordre entre l'Eggenburgien et l'Orleanien basal. D'autre part, dans les localités voisines de Molt et de Loibersdorf une riche faune de mollusques permet une bonne corrélation de l'Eggenburgien basai avec le Burdigalien basai. Des différences, probablement d'ordre climatique, apparaissent entre la faune de Maigen et celles du Portugal et de France. Au Portugal a cette époque un seul Lagomorphe est connu: Lagopsis; en France trois Lagomorphes sont présents: Prolagus, Lagopsis et Amphilagus; en Autriche comme en Baviere seul Prolagus existe. De même si les Gliridae sont plus fréquents, que les Eomyidae a l'Ouest, c'est l'inverse sur l'Europe Centrale. Enfin, parmi les Muroidea Melissiodon est bien plus fréquent à l'Est tandis que Eucricetodon est absent, c'est le contraire a l'Ouest. L'assemblage découvert a Maigen est caractéristique d'une faune d'Europe Centrale.
  • Mlíkovský, J.: A new swift (Aves: Apodidae) from the late Eocene of France. p. 59-62, 1 pl.
    A new swift of the family Apodidae, Cypseloides mourerchauvireae sp. n., is described from the late Eocene (Phosphorites du Quercy) of France. It represents the earliest record of the subfamily Cypseloidinae and the second record of this subfamily, which is now confined to the Neotropics, in the Old World.

    Zusammenfassung
    Aus dem Ober-Eozän Frankreichs (Phosphorites du Quercy) wird eine neue Seglerart der Familie Apodidae, Cypseloides mourerchauvireae sp. n., beschrieben. Es ist die älteste bisher bekannte Seglerart der Unterfamilie Cypseloidinae und zugleich der zweite Fund dieser gegenwärtig auf die neotropische Region der Alten Welt beschränkten Unterfamilie.
  • Mlíkovský, J.: A new swift (Aves: Phasianidae) from the late Eocene of France. p. 63-66, 1 pl.
    Die Kenntnis der Furchen und muldenartigen Vertiefungen vor den Verbindungen des Beckenringes wird in historischer Folge der wichtigsten Beiträge kurz dargestellt. An der nach Geschlecht und Lebensalter der Varianten bekannten Beckensammlung von A. WEISBACH in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien wird die Verteilung des Sulcus praeauricularis und des Sulcus praesymphysialis auf die beiden Geschlechter aufgezeigt und deren biologische Bedeutung als Fertilitätszeichen besprochen.

    Summary
    A short historical review of the main contributions to the knowledge of furrows and grooves adjacent to the pelvic joints is given. The present study demonstrates the sexual distribution of the Sulcus praeauricularis and Sulcus praesymphysialis in the WEISBACH Collection of pelves of known sex and age, housed in the Anthropological Department of the Museum of Natural History Vienna, and dicusses their inferential biological meaning.
  • Radwañska, U. & A. Radwañski: A new species of inarticulate brachiopods, Discinisca steiningeri sp. nov., from the Oligocene (Egerian) of Plesching near Linz, Austria. p. 67-82, 4 pls, 2 figs
    A new species of inarticulate brachiopods, Discinisca steiningeri sp. n., is established for the specimens occurring in the Linz Sands (Egerian stage) exposed at Plesching near Linz, Austria. A relatively rich material of isolated dorsal valves allows the morphological variability of the new species to be recognized and to be compared with that known in other species of the genus, both modern and ancient. The specific characters of the new species are similar to some modern species of Discinisca which are typical of the western hemisphere but as yet unknown in the Tertiary deposits of Europe. A comparison with the few other species reported from the Miocene deposits of the Vienna Basin and the Fore-Carpathian Depression shows the distinctness of the new species from the remaining phyletic stocks, which are represented by occasional occurrences of the genus in the ancient sea systems of Central Europe.

    Zusammenfassung
    Aus den Linzer Sanden (Egerien) von Plesching bei Linz, Österreich, wird Discinisca steiningeri sp. n., eine neue Art inartikulater Brachiopoden, beschrieben. Ein relativ reiches Material an Dorsalklappen erlaubt es, die morphologische Variabilität dieser neuen Art festzustellen und mit der anderer - rezenter und fossiler - Arten dieser Gattung zu vergleichen. Die Artmerkmale der neuen Art sind einigen modernen Arten von Discinisca ähnlich, die für die westliche Hemisphäre typisch sind. Ein Vergleich mit den wenigen anderen Arten aus dem Miozän des Wiener Beckens und der Karpatenvortiefe zeigt deutlich die Isoliertheit der neuen Art vom übergebliebenen phyletischen Bestand.
  • Vavra, N.: Bryozoen aus dem Badenien (Mittelmiozän) von Weissenegg bei Wildon (Steiermark). p. 83-102, 1 pl., 2 tabs
    Eine Bryozoenfauna aus dem Badenien (Mittelmiozän) von Weissenegg (bei Wildon, Steiermark) wird beschrieben und aufgrund der paläoökologischen Interpretation eine Wassertiefe von 30-40 Metern vorgeschlagen. Von den 34 angeführten Arten wurden 15 erstmals für den Raum von Wildon nachgewiesen, drei der Arten sind neu für das Badenien der Steiermark (Tubulipora partschi, Mecynoecia proboscidea und Lichenopora mediterranea).

    Summary
    A bryozoan fauna from the Badenian (Middle Miocene) of Weissenegg (near Wildon, Styria) is described; on the basis of paleoecological interpretations a water depth of 30-40 m is suggested. 34 species are reported, 15 of them for the first time for the area of Wildon, 3 of them being new for the Badenian of Styria (Tubulipora partschi, Mecynoecia proboscidea und Lichenopora mediterranea).
  • Zeiss, A. & F. Bachmayer: Zum Alter der Ernstbrunner Kalke (Tithon; NÖ). p. 103-109, 1 fig.
    Das Alter der Ernstbrunner Kalke im niederösterreichischen Anteil der Klippenzone kann anhand einer genauen Analyse eines umfangreichen Ammonitenmaterials eindeutig abgeklärt werden: Die Dokumentation beginnt mit dem mittleren Mittel-Tithon und endet mit dem untersten Ober-Tithon. Faunistische Beziehungen sind vor allem nach Südspanien und nach Stramberg feststellbar. Vergleiche mit anderen Vorkommen werden tabellarisch dargestellt. Die Ergebnisse decken sich sehr gut mit den Resultaten, die REHANEK (1987) anhand mikropaläontologischer Untersuchungen im nördlich anschließenden Gebiet Südmährens (CSSR) erzielen konnte.

    Summary
    The age of the Ernstbrunn limestone in Lower Austria, which was considered to be rather ambiguous during the last years is clarified now by a study of an extense material of ammonites from quarries near Ernstbrunn. Documentation begins at the base of the middle part of the Middle Tithonian and ends at the top of the lower zone of the Upper Tithonian. Faunistic relations are traceable mainly to Southern Spain and Stramberg (CSSR). Comparisons with other localities are given in tabular form. The results correspond very well with those yielded by REHANEK (1987) on micropaleontological data in the adjoining northern region of Southern Moravia (CSSR).
  • Zetter, R. & C. Keri: Untersuchungen an Pollenkörnern der Gattung Nelumbo aus einer ober-miozänen Fundstelle des Burgenlandes (Österreich). p. 111-118, 4 pls, 1 fig.
    Im Zuge der Bearbeitung der fossilen Mikroflora von Badersdorf (Bgld., Österr.), konnten zahlreiche, gut erhaltene Pollenkörner gefunden werden, deren schon im Lichtmikroskop (LM) beobachtbare pollenmorphologische Merkmale eine Zuordnung zur Gattung Nelumbo (Nelumbonaceae; Lotosblütler) ermöglichten. Es ist dies der erste Nachweis dieser Gattung in Österreich. Ultrastrukturelle Details erlauben weiterführend einen direkten Vergleich mit den rezenten Arten der Gattung Nelumbo, wobei sich jedoch Unterschiede in der Dicke der Nexine sowie im Sexineaufbau ergeben. Größte Übereinstimmung im pollenmorphologischen Aufbau zeigt der Nelumbopollen aus Badersdorf mit dem von KUPRJANOVA & TARASEVIÓ (1983) aus einer mittelmiozänen Fundstelle bei Tambovsk (UdSSR) beschriebenen Pollen der fossilen Art Nelumbo europaea TARASEVIÓ.

    Summary
    Investigating the fossil microflora of Badersdorf, the authors found well preserved pollen grains with pollenmorphological characteristics pointing to the genus Nelumbo (Nelumbonaceae). This is the first record of Nelumbo in Austria. Ultrastructural details allowed a comparison with fossil and extant species of Nelumbo. Regarding other discriptions of fossil Nelumbo pollen grains the newly found show accordance with Nelumbo europaea TARASEVIÓ, described by KUPRJANOVA & TARASEVIÓ (1983) from a Middle Miocene locality near Tambovsk (UdSSR).
  • Kritscher, H., J. Szilvassy & C. Sekal: Zum mikroskopischen Querschnittvergleich des menschlichen Kopfhaares und Schamhaares. p. 119-123, 5 pls, 1 tab.
    In der vorliegenden Arbeit stellen die Verfasser sämtliche für die Identifizierung des menschlichen Schamhaares notwendigen morphologischen und metrischen Parameter im Haarquerschnitt vor. Zusätzlich erfolgt noch eine metrische und morphologische Gegenüberstellung der Querschnitte des menschlichen Kopf- und Schamhaares. Die gravierenden Unterschiede zwischen Kopf- und Schamhaar bestehen in den metrisch erfaßbaren größeren Dimensionen des Schamhaares. Auch bei der morphologischen Untersuchung konnten kennzeichnende Differenzen ermittelt werden.

    Summary
    In this study the authors present morphologic and metric parameters of the cross-section of human pubic hair necessary for identification. A metric and morphologic comparison of the cross-section of human head- and pubic hair is added. The main differences of head- and pubic hair are manifested by the metric comprehensible larger dimensions of pubic hair. Morphologic studies furnished proof of marked differences too.
  • Ruttkay, E.: Spätneolithische Siedlungsfunde aus dem westlichen Niederösterreich. p. 125-134, 1 pl., 4 figs
    Mit Ausnahme der Grubeninhalte der späten Badener Kultur (Ossarn-Gruppe) sind ausreichende Funde aus dem westlichen Niederösterreich, die das Spätneolithikum (Jung- und Endneolithikum) kennzeichnen, nicht bekannt. Es wurden zwar kurze Nachrichten, einige ältere Studien und Proben von Funden von etwa 15 Fundstellen veröffentlicht, die aber nicht genügen, um eine brauchbare typologische Serie dieser Zeit zusammenzustellen (RUTTKAY 1973, 1975, 1985: 134; MAURER 1980). Wie der Übergang von der späten Lengyel-Kultur (Epilengyel) zur vollentwickelten Badener Kultur vor sich ging, warum Ossarner Ware im norddanubischen westlichen Niederösterreich nicht registriert wurde, wie der typologische Inhalt des Abschnittes nach der Badener Kultur und vor dem Erscheinen der späten Becher-Kulturen sich beschreiben läßt, sind Fragen, die bisher nur andeutungsweise umschrieben wurden, oder heute noch offen stehen. In verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen liegen größere Posten unveröffentlichter typenreicher spätneolithischer Siedlungsfunde aus dem oben genannten Gebiet. Bis moderne Grabungen geschlossene Komplexe einschlägigen Materials liefern, können auch Aufsammlungen und undokumentierte Grabungsgüter das lückenhafte typologische Bild korrigieren helfen. Ich beabsichtige, in einigen Folgen dieser Zeitschrift spätneolithische Siedlungsfunde aus dem westlichen Niederösterreich, vornehmlich aus dem Kamptal, katalogsmäßig vorzulegen und abschließend auszuwerten.
  • Teschler-Nicola, M.: Soziale und biologische Differenzierung in der fühen Bronzezeit am Beispiel des Gräberfeldes F von Gemeinlebarn, Niederösterreich. p. 135-145, 1 fig., 1 tab.
    Im Zuge der archäologischen und anthropologischen Untersuchungen des neuen, zwischen 1973 und 1981 geborgenen frühbronzezeitlichen Gräbefeldes F von Gemeinlebarn wurde auch der Aspekt der sozialen und sozialbiologischen Differenzierung erfaßt. Für die Analysen standen die Fundbestände von insgesamt 258 Gräbern zur Verfügung. Zur Definition der Sozialklassen wurden die Art und Reichhaltigkeit der Grabbeigaben, die Grabdimension (Länge, Breite, Tiefe bzw. Volumen) sowie das Ausmaß der Störung durch Beraubung herangezogen. Mit Hilfe der multivariaten Clusteranalyse wurde jedes Grab einer Sozialgruppe zugeordnet und diese im Hinblick auf ihre metrischen Merkmale untersucht. Ein statistisch gesicherter Zusammenhang mit dem sozialen Rang ergab sich für die durchschnittliche .Körperhöhe der Männer (x der sozialen Oberschicht: 169,2 cm, x der sozialen Unterschicht: 166,4 cm) sowie für einige weitere Maße des postcranialen Skeletts. Für die Herausbildung dieser Unterschiede sind meiner Meinung nach soziale Siebung oder Umweltmodifikation eher in Erwägung zu ziehen, als ethnische Überschichtung.

    Summary
    During the archaeological and anthropological examinations of the new early bronze age cemetery of Gemeinlebarn F, excavated between 1973 and 1981, also the aspect of social and socialbiological differentiation was seized. Analyses were done on the objects from a total of 258 graves. To define the social classes, the type and wealth of artefacts, grave dimensions (length, width, depth, and volume, respectively) and the degree of deprivation in prehistoric times were used. Using the method of multivariate CLUSTER-analysis, each grave was allocated to one of the social groops (upper class, lower class) and than their metrical characteristics were analysed. The comparison of the mean values of the body hight in males showed a statistically significant difference between the upper and lower social class (rich group: x = 169.2 cm, poor group: x = 166.4 cm). Similar differences were obtained also for some other measurements of the postcranium. The development of such differences is considered to be due to social selection mechanisms and environmental modification rather than to ethnic overlapping.